West Highland Way [0] Vorbereitung und Ausrüstung

Am 01. April 2017, also vor gut zwei Wochen, flogen meine Freundin und ich nach Glasgow, Schottland. Während gut 10 Tagen wanderten wir von den Lowlands in die Highlands und legten dabei eine Strecke von ungefähr 154 km zurück. Es war für uns beide die erste Fernwanderung und wir haben viel gelernt für zukünftige Abenteuer dieser Art.

Ich werde hier in den nächsten Tagen/Wochen (je nach verfügbarer Zeit) die verschiedenen Etappen vorstellen, Erlebtes erzählen und Wissenswertes mitteilen. Ich habe unterwegs auch diverse Fotos gemacht, die ich hier teilen möchte.

Dieser erste Beitrag der Serie konzentriert sich auf die Reisevorbereitungen und die Ausrüstung, die wir täglich auf uns trugen. Zudem möchte ich auf die Themen Unterkunft und Verpflegung eingehen.

Vorbereitung

Der West Highland Way erstreckt sich über 154 km von den Lowlands nahe Glasgow bis in die Highlands und endet bei Fort William. Während 154 Kilometern werden ungefähr 4500 Höhenmeter bewältigt. Der höchste Punkt des Weges liegt dabei bei etwas über 500 Meter über Meer. Die gesamte Strecke verläuft auf klar markierten Wegen und bietet technisch wenig Schwierigkeiten. Eine gewisse Grundkondition sollte aber vorhanden sein. Die physischen Anforderungen variieren natürlich je nach migebrachtem Gepäck (Rucksack, Volumen, Gewicht).

Es lohnt sich, im Vorfeld einen Reiseführer zu studieren und bei der Wanderung selbst bei sich zu tragen. Wir verliessen uns auf den Wanderführer von Hartmut Engel und wurden nicht enttäuscht. Er ist sehr umfangreich und informativ, enthält Infos zu Unterkünften, Gesetzen, Bräuchen, Geschichtliches, und vieles mehr. Höhenprofil und Kartenabschnitte sind ebenfalls mit dabei und jede Etappe ist detailliert beschrieben. Definitiv empfehlenswert. Auch empfehlenswert ist die offizielle, englische Webseite http://www.west-highland-way.co.uk/.

Was den Flug betrifft, möchte ich Lesern ans Herz legen, den Flug so zu buchen, dass man nicht an einem Sonntag mit dem Weg startet. In Milngavie gibt es angeblich einen brauchbaren Laden, wo man noch letzte, wichtig Utensilien für die Wanderung kaufen kann. Wir, zum Beispiel, brauchten noch Brennstoff für unseren Kocher (Flüssigbrennstoff oder Gaskartusche) und fanden den Laden geschlossen vor.

Etappen & Übernachtung

Der West Highland Way kann in den unterschiedlichsten Varianten bewältigt werden. Wie viel Zeit steht zur Verfügung? Welches Budget? Wie will ich mich verpflegen? Und wo verbringe ich die Nacht?

Wir hatten für die Wanderung maximal 10 Tage zur Verfügung. Wir wollten möglichst flexibel bleiben und die Etappen fortwährend einteilen. Dies war für uns die erste Fernwanderung und wir wussten nicht, wie unsere Körper mit der täglichen physischen Anstrengung umgehen würden. Aus dem selben Grund entschieden wir uns auch dazu, in Unterkünften (Hostel, Hotel, B&B) zu übernachten, statt im Freien zu zelten.

Alles in allem haben wir relativ wenig im Voraus geplant und festgelegt. Wie sich später zeigte, war dies ein Fehler.

Der West Highland Way ist populär bei Touristen und Schotten gleichermassen. Es gibt relativ wenige Unterkünfte entlang des Weges und diese sind schnell gefüllt. Wir wussten, dass in den Monaten der Hauptsaison eine vorzeitige Buchung aller Unterkünfte ein Muss ist. Da aber April nicht als Hauptsaison gilt, nahmen wir es gelassen. Was wir nicht wussten: Anfangs April sind in Schottland Osterferien. Schon am zweiten Tag mussten wir deshalb überstürzt klare Etappenziele festlegen und Unterkünfte buchen. Viele Unterkünfte waren zu dem Zeitpunkt bereits komplett ausgebucht, was uns zwang, die Etappen nach der Verfügbarkeit der Übernachtungsmöglichkeiten festzulegen. Entsprechend unausgeglichen wurde unsere Einteilung.

Meine Empfehlung lautet also: Entweder die komplette Ausrüstung zum Zelten mitnehmen oder die Etappen weit im Voraus festlegen und passende Unterkünfte buchen.

Meine Freundin und ich sind uns einig, für ein nächstes Mal die komplette Camping-Ausrüstung mit uns zu führen. Nur dann ist man wirklich frei in der Einteilung der Etappen. Man wandert die Strecke, die man möchte. Man legt da Pausen ein, wo man will oder wo es abseits des Weges etwas Sehenswertes gibt. Man isst, wenn man Hunger hat und stellt abends sein Zelt auf.

In Schottland ist es grösstenteils erlaubt, im Freien zu zelten. Es kann vereinzelt Verbote geben, was ein Ausweichen auf einen offiziellen Zeltplatz erfordet. Diese gab es auch entlang des Weges zuhauf.

Verpflegung

Übernachtet man in Unterkünften, kann auf das Mitführen von Kochutensilien verzichtet werden. In jedem kleineren Ort gibt es entweder einen Laden, ein Restaurant, Café oder das Angebot des Hostels/Hotels. Hungern muss man nie. Es empfiehlt sich aber, Notrationen und Snacks mitzuführen, falls sich für die Mittagspause nichts finden lässt oder der Energiespeicher plötzlich leer sein sollte.

Wir hatten einen Kocher mit dabei, da wir davon ausgingen, die Mittagspausen abseits der Zivilisation verbringen „zu müssen“. Eine romantische Vorstellung. Der Kocher war meist nur unnötiges Gewicht. Unter anderem auch deshalb, weil wir die ersten paar Tage keinen passenden Brennstoff kaufen konnten.

Selber zu kochen ist natürlich preiswerter als das Essen in Restaurants. Viele Hostels bieten diese Möglichkeit in Form einer Gemeinschaftsküche an.

Ausserdem: Trinken nicht vergessen! Beide hatten wir  Wasserflaschen mit dabei und diese immer wieder mit Leitungswasser gefüllt. Leider haben wir diese nicht oft genug aus dem Rucksack geholt, um zu trinken. Es gilt also, die Trinkdisziplin zu erhöhen, oder in eine Trinkblase zu investieren. Den Trinkschlauch ständig vor dem Gesicht stelle ich mir als sehr effektive Methode vor, um nicht auszutrocknen.

Ausrüstung

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Nachfolgend liste ich alle Ausrüstungsgegenstände auf, die ich auf der Wanderung mit dabei hatte. Die Packliste ist weder vollständig, noch perfekt. Auch hier gab es die eine oder andere Lektion zu lernen, worauf ich weiter unten noch eingehen werde.

Rucksack

  • Tasmanian Tiger TacPack 45 Liter
  • Regenhülle von Exped, Grösse M

Bekleidung

  • Unterhosen (5x)
  • Socken (3x lange Wandersocken, 1x kurze Freizeitsocken)
  • Lange Unterhose (Baselayer, Merino)
  • Langes Unterhemd (2x, Baselayer, Merino/Synthetik)
  • Wanderhose (G1000 von Fjällräven)
  • Wanderhose mit wasserfester Membran innen (G1000 Hydratic von Fjällräven)
  • Reguläres T-Shirt
  • Fleece-Pullover mit Kapuze
  • Freizeithemd
  • Hardshell-Jacke a.k.a Regenjacke (Regen- und Winddicht)
  • Freizeitschuhe
  • Trekkingschuhe
  • Mütze
  • Buff

Kochutensilien / Wasser

  • Kocher (Primus Omnifuel II, Mehrbrennstoffkocher)
  • Brennstoffflasche
  • Pfannenset (2 Töpfe, 1 Deckel/Pfanne Kombi)
  • Essgeschirr (Teller & Tassen aus Emaille, Besteck)
  • Feuerzeug
  • Feuerstahl
  • Nalgene Weithalsflasche 1000 ml
  • Nalgene Weithalsflasche 400 ml

Elektronisches

  • Smartphone + Ladekabel
  • DSLR Kamera + Teleobjektiv + Ladegerät
  • Suunto Traverse Outdooruhr + Ladekabel
  • Powerbank (10.000 mah) + Ladekabel

Necessaire (Kulturbeutel ;-D )

  • Nagelklipper
  • Zahnbürste + Zahnpaste
  • Wundheil- und Desinfektionscrème
  • Seifenblock zum Duschen (biologisch abbaubar)
  • Handwaschmittel (für Kleider, biologisch abbaubar)
  • Deo
  • Rasierer (Nassrasur)
  • Persönliche Medikamente
  • Desinfektionsmittel

Erste Hilfe / Orientierung / Accessoires

  • Rettungsdecke
  • Erste-Hilfe-Set
  • Wanderstöcke
  • Taschenmesser
  • Stirnlampe
  • Taschenlampe
  • Kompass
  • Feldstecher
  • Messer mit feststehender Klinge
  • Kleine Axt
  • Paracord
  • Panzertape
  • div. Packbeutel (Kleidung, schmutzige Unterwäsche, Zubehör, …)
  • zwei Karabiner zum befestigen von Ausrüstung an Rucksack bzw. Hose (kleine, nicht zum Klettern)
  • Grönlandwachs (zum Nachwachsen meiner Wanderhosen)

Und schliesslich…

  • persönliche Lektüre für gemütliche Abende

Ich gestehe offen ein, dass ich das eine oder andere Utensil aus reiner, kindlicher Freude an der Sache selbst mit dabei hatte. Diese stellten sich dann auch als unnötg heraus und machten ohne die Absicht, zu zelten, wenig Sinn.

Hier sind sie, die unnötigen Laster:

  • kleine Axt
  • Messer mit feststehender Klinge
  • Taschenlampe (Stirnlampe genügt)
  • Panzertape
  • Grönlandwachs
  • Feldstecher
  • Omnifuel Mehrbrennstoffkocher, ein kleiner Schraubaufsatz für Gaskartuschen hätte gereicht… (z.B. PocketRocket von MSR)

Ausserdem habe ich mit der Hybrid-Hose von Fjällräven, der Barents Pro Hydratic, einen Fehler gemacht. In einem späteren Beitrag mehr dazu. Im Verlauf der Wanderung habe ich mir eine klassische Regenhose zum überziehen gekauft, die zudem superklein packbar und leicht ist.

Ohne die oben genannten Gegenstände, hätte meine Ausrüstung auch in einem 35-Liter-Rucksack Platz gefunden. Das Gepäck wäre angenehmer gewesen beim Wandern und hätte im Flugzeug als Handgepäck gegolten. Das Flugticket wäre folglich auch günstiger geworden.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal ein paar essenzielle Ausrüstungsgegenstände hervorheben:

  1. Regenjacke- und Regenhose: In Schottland regnet und windet es oft. Das Wetter kann sehr schnell umschlagen und die Temperaturen stark sinken.
  2. Gute Wander-/Trekkingschuhe: Es empfiehlt sich, stabile Wanderschuhe mit einem knöchelhohen Schaft und einer griffigen Sohle zu tragen.
  3. Wanderstöcke: Bei schwerem Gepäck und/oder Problemen mit Gelenken sind Wanderstöcke unabdinglich. Sie stützen bergab, helfen mit der Balance und bei Ausrutschern.
  4. Erste-Hilfe-Set & Rettungsdecke: Vorsicht ist besser als Nachsicht.

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